Page 12 - SparBau-Magazin
P. 12

                                 den Gesprächspartner:innen auf Augenhöhe mitzuteilen.“ Wenn die Antwort dann „So habe ich das noch nie gesehen“ lautet, ist das ein erster Schritt zu Verständnis und Offenheit. Und genau das ist das Ziel der engagierten Sozialarbeiterin. Da ca. 80 Prozent der Quar- tierstreffbesucher:innen einen Migrationshintergrund haben, sind sprachliche Barrieren nicht immer auszuschließen. Ein
Teil der Probleme kann durch die Kollegin Meryem Fidan,
die fließend Türkisch spricht, überwunden werden. Wo auch die türkische Sprache nicht weiterhilft, wird „Kommunika- tion mit Händen und Füßen“ praktiziert. „Irgendwie versteht man sich immer, und wenn
es nur durchs Essen ist“, weiß Ann-Kathrin Thymian und fügt hinzu, dass es für sie nicht im Vordergrund steht, woher die Menschen kommen und welche Sprache sie sprechen. Denn
ihr Anspruch ist es, Menschen losgelöst von ihrer Herkunft, Sprache, Kultur, Religion und Vergangenheit wahrzunehmen und zu akzeptieren. Über die Antwort auf die Frage, was
ihr am besten an ihrer Arbeit gefällt, muss sie nicht lange nachdenken: „Es kommt sofort etwas von den Menschen zu- rück. Das macht mir am meisten Spaß.“ Und selbstbewusst fügt sie hinzu: „Umgekehrt glaube ich, dass ich den Menschen, mit denen ich bei der Arbeit zu tun habe, fehlen würde, wenn ich nicht da wäre.“
Streetwork, Sport und Kultur – weil es Spaß macht!
In ihrer Freizeit geht sie u. a. mit Gleichgesinnten von Zeit zu Zeit an Sonntagen durch Dortmund, nimmt Kontakt zu Obdachlosen auf und ver- teilt Nahrungsmittel, Kleidung und Hygieneartikel, die durch Spenden finanziert werden.
„Ein Freund macht das schon seit Längerem. Ich bin mal mitgegangen, und das hat mir gefallen. Mittlerweile betreibe ich das Streetworking seit rund einem halben Jahr“, so Ann-Ka- thrin Thymian. Die selbststän- dige Initiative wird von ca. 50 Freiwilligen unterstützt und ist auf dem Weg, ein eingetragener Verein zu werden. Der Grund für ihr Freizeit-Engagement ist ebenso einfach wie bewun- dernswert: „Ich bin privilegiert und habe die Kapazitäten, um mich ehrenamtlich zu enga- gieren. Im Übrigen gefällt mir der persönliche Kontakt zu Menschen. Es würde mir etwas fehlen, wenn ich nur hinterm PC sitzen würde.“
Und sonst? Zum Ausgleich
fährt sie gerne Mountainbike oder erklimmt beim Bouldern Kletterwände. Darüber hinaus besucht sie gerne Ausstellun- gen und Kultur-Events. „Da hat Dortmund wesentlich mehr zu bieten, als ich anfangs dachte“, erklärt sie lächelnd und weiß, kurzzeitig einem weitverbreite- ten Vorurteil derer aufgesessen zu sein, die längere Zeit in Düs- seldorf gelebt haben. „Ich gehe z. B. gerne ins ‚U‘, weil es da megaviele Ausstellungen gibt. Man kann da einfach hingehen und schauen, was es gerade gibt. Kurz gesagt: Ich mache das, was mir Spaß macht, achte dabei aber auch immer auf mei- ne eigenen Grenzen und nehme mir meine Auszeiten, wenn es mir nötig erscheint.“
»ICH MÖCHTE MIT MEINER ARBEIT CHANCEN- UNGLEICHHEIT MINIMIEREN, INDEM ICH TEILHABE ERMÖGLICHE UND MICH FÜR ANDERE STARKMACHE.«
   10 SPARBAU MAGAZIN 03 | 2021






















































































   10   11   12   13   14