ProAgrar48
P. 1

                                  EIN MAGAZIN VON VION FÜR DIE DEUTSCHE LANDWIRTSCHAFT
                AUSGABE 48 | JUNI 2020
 STANDPUNKT
Heute an morgen denken
Die Corona-Pandemie hat in der Landwirtschaft und in den deutschen Fleischwerken tiefe Spuren hinterlas- sen. Nichts ist mehr wie vorher, die Märkte haben sich gewandelt. Die Re- striktionen für die Gastronomie haben besonders den Rindfleischmarkt ge- troffen, Burger-Ketten stellten ihre Produktion ein, Preise für Edelartikel wie Steaks fielen um 30 Prozent. Landwirte bekamen für ihre Rinder Tiefstpreise. Etwas besser sieht es auf dem Schweinemarkt aus, auch wenn die Preisexplosion wie zum Ende 2019 nicht gehalten werden konnte. Aber: China kauft wieder, und das ent- spannt den heimischen Erzeuger- markt, wenngleich die Billigexporte aus den USA das Preisniveau in Asien insgesamt niedriger halten.
Wir bekommen einen Vorgeschmack auf die Zeit nach dem China-Boom. Unser Interviewpartner Gé Backus fordert die Landwirte auf, die Chance
jetzt zu nutzen und rechtzeitig inte- grierte Lieferketten aufzubauen. Der erwartete Rück- gang des Verzehrs und der Erzeugung erfordert zur Stabi- lität der Preise und des Einkommens
strukturierte Lieferketten von Nutz- tierhaltung und Fleischwirtschaft.
Wir müssen aber auch einen Blick auf die Schlachtbetriebe selbst werfen. Mit skandalisierender und Panik ver- breitender Berichterstattung haben die Medien die Politik aufgeschreckt. Die Reaktionen und Beschlüsse sind drastischer, als sich die Lage tatsäch- lich darstellt. So waren außer am Standort Bad Bramstedt in allen an- deren deutschen Vion-Betrieben die Corona-Tests negativ. Damit bestätigt sich, dass die seit Anfang März bei Vion geltenden umfassenden Schutz- maßnahmen zur Verhinderung von Infektionsketten durch das Covid- 19-Virus am Arbeitsplatz erfolgreich umgesetzt worden sind.
Corona und die Folgen werden uns noch lange beschäftigen. Es ist des- halb angebracht, heute an morgen zu denken. Nutzen wir die Zeit, um uns auf die neuen Herausforderun- gen vorzubereiten.
Bleiben Sie gesund.
Dr. Heinz Schweer
Direktor Landwirtschaft (Deutschland)
    SB-Fleisch erlebte in Corona-Zeiten einen Boom, während hochwertige Steakartikel keinen Markt hatten.
STABIL IN CORONA-ZEITEN
MARKTLAGE. Die Corona-Krise hat alle Unternehmen der Fleischbranche und die mit ihr verbundene Landwirtschaft vor neue Herausforderungen gestellt. Das Virus hat gezeigt, wie volatil die Märkte sind und wie sich Warenströme verschieben.
 Drei Monate – von März bis Mai – hat die Pandemie in Europa
das öffentliche Leben und die Wirtschaft nahezu lahm- gelegt. Der globale Waren- verkehr der vergangenen Jahre kam praktisch zum Er- liegen. Besonders davon be- troffen war auch der europä- ische Fleischmarkt, der in den letzten Jahren durch die großen Anforderungen be- sonders aus Asien und spezi- ell aus China stabile Erträge erwirtschaften konnte. Durch den Ausbruch und die schnelle Verbreitung des Vi- rus Covid-19 in China und den verhängten Shutdown in einer der größten Volkswirt- schaften der Welt kam der Export von Fleischartikeln
völlig zum Stillstand. Grenz- schließungen ließen keinen Warenverkehr mehr zu, be- reits auf die Reise geschickte Fleischcontainer
wurden in den Häfen in Chi- na über Wo- chen nicht entladen.
Vion agierte zu-
sammen mit seinen
Partnern in Landwirtschaft und Handel von Beginn an umsichtig und vorausschau- end. Mit dem Wegfall der Exportmärkte konzentrierte Vion sich als systemrelevan- tes Unternehmen auf die Versorgung der Heimatmärk- te und konnte sich stabil hal- ten. Doch ohne Export nach
China und durch den Ausfall der Gastronomie in Europa waren die Märkte für Schwei- nefleisch und Rindfleisch
gleichermaßen betroffen, was sich in drastisch sin- kenden Preisen wider-
spiegelte. Mit der lang- samen Öffnung der
Märkte in Asien und dem anlaufenden Gast- ronomie-Geschäft kommt
allmählich wieder Bewegung in den Markt. Branchenex- perten rechnen allerdings da- mit, dass es noch bis weit ins nächste Jahr dauern wird, bis das Niveau von vor der Krise erreicht wird.
(Wie die Vion Units Beef, Pork, Retail und Food Service in der Krise bestehen, lesen Sie auf den Seiten 4–7).
          INTERVIEW S. 2 + 3
Wie Landwirtschaftsexperte Gé Backes die Zukunft der Nutztierhaltung sieht
LAND + LEUTE S. 8
Klaus Erber blickt auf seine erfolgreiche Zeit in Waldkraiburg zurück
     Foto: Oliver Krato
Foto: shutterstock
































































   1   2   3   4   5