Page 13 - SparBau Magazin 03/2022
P. 13
Übernahme des Abschlags für Dezember und einem Preis- deckel für Gas ab Februar oder März federt die schlimmsten Erhöhungen ab. Trotzdem entstehen hohe zusätzliche Kosten. Vorsorglich haben wir deshalb für unsere Wohnungen mit Gas-Zentralheizung die Ab- schläge um 200 Prozent erhöht, um die Belastung auf mehrere Monate zu verteilen, anstatt
mit der Jahresabrechnung eine riesige Nachzahlung einfordern zu müssen. Ob das ausreicht, oder ob wir dank des Gaspreis- deckels die monatliche Voraus- zahlung sogar wieder senken können, berechnen wir gerade. Wer eine Gasetagenheizung und damit einen direkten Ver- trag mit seinem Versorger hat, sollte ähnlich vorgehen.
Werden die Heiztemperaturen generell abgesenkt?
Nein, eine Drosselung zum Beispiel nachts auf 17 Grad Raumtemperatur wird es bei SPARBAU nicht geben. Trotz- dem sollte jede:r schauen, wann welcher Raum wie stark beheizt wird.
Für viele Haushalte sind die Energiepreissteigerungen eine große finanzielle Belastung. Müssen in Zahlungsschwierig- keiten geratene Mieter:innen um ihre Wohnung fürchten? Da muss man unterscheiden: hat jemand allgemein Probleme, seine Miete zu bezahlen, oder betrifft das allein die Nebenkos- tenabrechnung. Bei allgemeinen Zahlungsproblemen können
wir nicht generell auf Kündi- gungen verzichten. Wir sind aber grundsätzlich zusammen mit unserem Sozialmanage- ment nah an den Leuten dran, um mit Ratenvereinbarungen, Stundungen der Zahlungen und Anderem finanzielle Engpässe zu überbrücken. Sollte jemand seine Nebenkosten nicht oder
nur zum Teil zahlen können, verzichten wir in diesem Winter auf Kündigungen und haben auch die Mahnsperren aus- gesetzt. Wichtig ist dabei ein konstruktives Miteinander, um Absprachen fest zu vereinbaren und auch einzuhalten. Eventuell hilft das ausgeweitete staatliche Wohngeld.
Wie geht SPARBAU mit Erhöhungen der Kaltmiete
im Bestand um?
Alles, was bereits vereinbart
ist, müssen wir auch umsetzen. Zum Beispiel Mieterhöhungen nach einer Modernisierung, wovon die meisten bereits realisiert sind. Weitere Miet- erhöhungen im Bestand wird es im Winter 2022/23 aber nicht geben.
Das Thema Energie beschäftigt die Genossenschaft schon seit vielen Jahren. Was wurde be- reits in der Vergangenheit ge- tan, um Energie einzusparen? Beim Allgemeinstrom haben wir einen Vertrag mit Preisgaran- tie, da sind keine Erhöhungen zu erwarten. Bei Dämmung und Heizungsaustausch haben wir den Vorteil, dass unsere Genossenschaft häufig über zusammenhängende Quartie- re verfügt. Wir können also viele Wohnungen in einem Rutsch sanieren. Zum Bei-
spiel in Alt-Schüren, wo wir ein komplettes Wohngebiet mit einem Blockheizkraftwerk und einem Nahwärmenetz umge- stellt haben. Bei Gebäuden mit einer Zentralheizung schauen wir gemeinsam mit einem Dienstleister, wie die Anlagen optimal eingestellt und gefah- ren werden. Das spart häufig 10 bis 15 Prozent, ganz ohne Komfortverlust.
Was ist in Zukunft geplant, um weitere Einsparungen zu erreichen?
Einer unserer Sanierungs- schwerpunkte der nächsten Jahre werden die 7.500 Woh- nungen mit einzelnen Gas-Eta- genheizungen. Die arbeiten erstens nicht besonders effizi- ent und verursachen zweitens vergleichsweise hohe War- tungskosten. Diese Bestände schauen wir uns genau an und entscheiden individuell, welches die beste Lösung ist. Im Innen- stadtbereich sieht es so aus, dass es wohl Stück für Stück zu einer Umstellung auf Fernwär- me kommen wird. Das spart Gas und verringert den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase. Andere Quartiere werden wir mit Wärmepumpen oder Block- heizkraftwerken energiesparend und klimafreundlich beheizen.
Was macht SPARBAU noch, um Energieversorgung bezahl- bar zu machen?
Ab 2023 kümmern wir uns ver- stärkt um Sonnenstromanlagen, die die Haushalte im Gebäude direkt mit günstigem und CO2- neutralem Strom versorgen. Solche Mieterstrom-Lösun-
gen mit Photovoltaikanlagen wurden deutlich von Bürokratie befreit und bieten die Möglich- keit, Ökostrom langfristig zu attraktiven Preisen direkt vom eigenen Dach zu beziehen. Wir schauen uns natürlich auch andere Lösungen an, mit denen wir die Abhängigkeit von exter- nen Energielieferanten reduzie- ren können.
Thema Modernisierung und Neubau: Wie beeinflussen die hohe Inflation und staatliche Förderprogramme die Bauak- tivitäten?
Die ungute Mischung aus stei- genden Darlehenszinsen, hohen Bau- und Materialkosten und einer stark reduzierten staat- lichen Förderung ist eine große Herausforderung für die nächs- ten Jahre, um es vorsichtig zu
formulieren. Wir versuchen, mit unseren Baupartnern stabile und langfristige Preisverein- barungen zu treffen. Beim Neu- bau ist uns das schon gelungen. Bei Modernisierungen ist das schwieriger, weil die Arbeiten sehr viel individueller sind und damit die Kalkulation komplexer ist. Wir gehen davon aus, dass sich die Rahmenbedingungen 2024/2025 wieder beruhigen. Deshalb strecken wir unsere Neubauvorhaben. Damit wollen wir Preisspitzen kappen, um im Großraum Dortmund weiter- hin günstigen Wohnraum zur Verfügung stellen zu können. Wir bremsen also etwas, um dann bei besseren Bedingungen wieder Gas zu geben.
Zum Schluss: Ist im nächsten Frühjahr alles wieder gut oder müssen wir auch im nächsten Winter Energie sparen?
So wie es aussieht, wird der Winter 2023/2024 noch mal eine Prüfung für uns alle, was die Gasversorgung und die Energiesituation insgesamt angeht. Es ist also noch nicht ausgestanden. Wie die Situ- ation ab dem Frühjahr 2024 aussieht, kann man noch nicht mit Sicherheit sagen. Als lang- fristig denkende und handelnde Genossenschaft müssen wir verhindern, dass durch die Krise ein Modernisierungs- und Instandhaltungsstau entsteht. Das wird nicht einfach. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir das gemeinsam gut hin- bekommen.
Hinweis: Das Interview wurde Mitte November 2022 geführt. Änderungen der aktuellen Situ- ation konnten nach Redaktions- schluss nicht berücksichtigt werden.
11