Page 38 - Spar- und Bau Magazin
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                                 Ulrichs, Timm: Der erste liegende Stuhl (nach langem Stehen sich zur Ruhe setzend); © VG Bild-Kunst, Bonn 2023
MAL DIE
FÜSSE
HOCHLEGEN
MTIMM ULRICHS’ „DER ERSTE LIEGENDE STUHL ...“ IM MUSEUM OSTWALL
Von Dr. Nicole Grothe, Leiterin der Sammlung des Museums Ostwall im Dortmunder U
Der Stuhl aus den 1970er-Jah- oder Fotografien aus dem
ren wird in der neuen Samm- „Trauten Heim“ in der Ausstel- lungspräsentation „Kunst → lung zeigen.
Leben → Kunst. Das Museum
Ostwall gestern, heute, mor- Auch Timm Ullrichs, der von gen“ im Museum Ostwall zu se- Kunstbewegungen wie Dada hen sein. Das erste Kapitel der oder dem Surrealismus beein- Ausstellung wirft einen Blick in flusst ist, lenkt unseren Blick
an könnte meinen, dieser Stuhl die Vergangenheit und zeigt, auf einen vertrauten Gegen- könnte eine Reparatur gebrau- wie Gründungsdirektorin Leo- stand und wirft die Frage auf:
erklärte sich selbst zum „ersten lebenden Kunstwerk“ und stell- te sich 1966 in Frankfurt am Main in einem Glaskasten aus. Bis 2005 war er als Professor für Bildhauerei und Totalkunst an der Kunstakademie Münster tätig. Das Museum Ostwall besitzt 86 seiner Arbeiten. „Der erste liegende Stuhl ...“ ist ab dem 30. April 2023 im Mu- seum Ostwall auf der Ebene 5 des Dortmunder U zu sehen.
Das Museum Ostwall ist das städtische Museum für moder- ne und zeitgenössische Kunst auf den Ebenen 4 und 5 des Dortmunder U. Die rund 7.000 Kunstwerke der MO_Samm- lung, die vom Expressionismus über die Fluxus-Bewegung
   chen: Die hinteren Beine ein- geklappt, die Sitzfläche schräg nach hinten gekippt, ist er zum Sitzen jedenfalls nicht geeignet. Nun, es handelt sich auch nicht um ein Design-, sondern um ein Kunstobjekt, geschaffen von Timm Ulrichs, der mit ausführli- chem Titel für Aufklärung sorgt: Hier entspannt sich „Der erste liegende Stuhl (nach langem Stehen sich zur Ruhe setzend)“.
nie Reygers in den 1950er-Jah- ren mit Design-Ausstellungen in das Zuhause der Dortmun- der:innen hineinwirken wollte. Klassiker wie der „Rot-blaue Stuhl“ von Gerrit Rietveld soll- ten stilbildend für den eigenen Alltag sein. Im Gegensatz dazu beziehen Künstler:innen seit den 1960er-Jahren umgekehrt ihre Inspirationen aus dem All- tag, wie mehrere Stuhlobjekte, Kunstwerke aus Kleiderbügeln
Wenn wir uns zum Ausruhen auf einen Stuhl setzen – wie erholt sich eigentlich der Stuhl von dieser Strapaze? Wie viele seiner Werke zeugt auch diese Arbeit von seinem feinsinnigen Humor und Gespür für Kuriosi- täten des Alltags.
Timm Ulrichs wurde 1940 in Berlin geboren und gründete 1961 die „Werbezentrale für Totalkunst & Banalismus“. Er
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