ProAgrar_Ausgabe 50_Nord
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                   EIN MAGAZIN VON VION FÜR DIE DEUTSCHE LANDWIRTSCHAFT
                   AUSGABE NORD | DEZEMBER 2020
  STANDPUNKT
Berlin – wo ist die Hilfe?
Abgesandte verschiedener landwirt- schaftlicher Verbände und Vereine haben Mitte November in ganz Deutschland vor Molkereien und Schlachtbetrieben protestiert und höhere Erzeugerpreise gefordert. Auch bei Vion waren die Bauern, um auf ihre Existenznöte aufmerksam zu machen. In vielen Gesprächen an mehreren Standorten haben Vion- Manager ihr Verständnis für die außergewöhnliche Situation deutlich gemacht. In der angespannten Marktlage, die durch äußere Einflüsse wie Corona-Pandemie und Afrikani- sche Schweinepest beeinflusst wird, stehen allerdings nicht nur die landwirtschaftlichen Erzeuger von Schlachttieren unter Preisdruck, son- dern auch die Schlachtunternehmen.
Die Corona-Pandemie hat bei Vion hohe zusätzliche Kosten verursacht. Gleichzeitig sind wichtige Märkte
weggebrochen. Vion konnte im Rindfleischgeschäft keine Edelteile mehr in der vom Shut- down betroffenen Gastronomie abset- zen. Die ASP hat dazu geführt, dass
die asiatischen Märkte, insbesondere China, kein Schweinefleisch mehr abnehmen. Dadurch haben wir in Deutschland ein enormes Überan- gebot, neue Märkte sind schwer zu finden.
Bauern und Fleischunternehmen sind gleichermaßen von dem Preisverfall betroffen. Jetzt ist Zusammenarbeit gefragt!
Die Bundesregierung hat unsere Branche frühzeitig als systemrelevant eingestuft. Bauern und Fleischer ha- ben unter erschwerten Bedingungen während Shutdown 1 und 2 die Ver- sorgung mit Lebensmitteln sicherge- stellt. Ist es jetzt nicht an der Zeit, in dieser existenzbedrohenden Situation im Gegenzug finanzielle Hilfen zu fordern? Muss Berlin jetzt nicht auch den deutschen Bauern helfen, wie es auch andere Wirtschaftsbereiche finanziell unterstützt hat? Lufthansa, TUI und Co. erhalten Milliarden in der Corona-Krise. Und die Landwirte, die dafür sorgen, dass unsere Ver- braucher morgen nicht vor leeren Fleischtheken stehen?
Dr. Heinz Schweer
Direktor Landwirtschaft (Deutschland)
Sieht die Schweinehaltung in Deutschland bedroht: QS-Chef Hermann-Josef Nienhoff.
EIN EUROPÄISCHES KONZEPT
SCHWEINEPRODUKTION. Hermann-Josef Nienhoff fordert ein Gesamtkonzept für die europäische Schweineproduktion. Der Geschäftsführer von QS Qualität und Sicherheit möchte alle Marktteilnehmer zusammenbringen, um die derzeitigen Probleme zu lösen, sagt er in einem Interview mit ProAgrar.
  Nienhoff kritisiert das von der Bundesregie- rung geplante Tier-
wohlkennzeichnungsgesetz. „Ich halte die Entwürfe dazu für ein bürokratisches Unge- tüm. Damit erreichen wir eher, dass Schweinehalter in großer Zahl aufgeben.“ Lei- der müsse er erkennen, dass das eigentliche Ziel vieler Unterstützer aus Politik und NGOs für das Konzept ganz einfach der massive Abbau der Schweinehaltung in Deutschland sei. „Und das finanziert durch den Staat“, so Nienhoff.
Der QS-Chef führt an, dass ein Konzept nur gemeinsam mit den Marktteilnehmern entwickelt werden sollte, dass auch die gesellschaftliche Akzeptanz einbezieht. „Und wir sollten das nicht allein machen, sondern die Nach- barländer mitnehmen. Das endet doch sonst für unsere Bauern in einer Sackgasse.“
Große Probleme sieht Nien- hoff mit dem Verbot der betäubungslosen Ferkelkas- tration ab 2021 auf die deut- schen Schweinemastbetriebe zukommen. Nach der deut-
schen Gesetzgebung dürften dann Ferkel aus Dänemark und den Niederlanden nicht importiert werden. „Wir werden Engpässe bekom- men“, sagt Nienhoff. Die deutschen Mäster wollten ihre Ferkelbezüge aus den Nachbarländern weiter nutzen und vertrauten auf lange und gewachsene Ge- schäftsbeziehungen. „Die elf Millionen Ferkel aus den Niederlanden und Dänemark können wir aus deutscher Er- zeugung gar nicht ersetzen.“ (siehe Interview S. 2 + 3)
khs
   REPORT S. 4 + 5
Dr. Stephan Kruse über die Folgen von Corona und die Krise auf dem Schweinemarkt
REGIONAL S. 8
Vion Partner bei Forschung zu Alternativen zur CO2-Betäubung bei Schweinen
                              Foto: Oliver Krato
Foto: Thekla Ehling








































































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