Page 36 - SparBau Magazin 03/2022
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                                 Max Beckmann: Selbstbildnis mit Zigarette (Ausschnitt), 1947; Museum Ostwall im Dortmunder U. Foto: Jürgen Spiler, Dortmund.
gezeichnet, im Alter von 63 Jahren – in grüblerischer Pose, mit dickem Schal und ernstem, in die Ferne ge- richtetem Blick.
Warum sollte dieses Bild Trost in unruhigen Zeiten spenden können? Weil es nicht das Ende, sondern der Anfang einer Geschichte ist: In den USA angekommen, erhielt Beck- mann erst eine Professur an der Washington University in St. Louis, dann an der Art School des Brook- lyn Museums in New York. Das Saint Louis Art Museum ehrte ihn 1948 mit einer großen Retrospektive,
und 1950 zeigte das Metropolitan Museum of Art sein im gleichen Jahr entstandenes „Selbstbildnis in blauer Jacke“ – in der Ausstellung „Ame- rican Painting Today“. Außerdem lernte Beckmann hier den Sammler Morton D. May kennen, der in den kommenden Jahren eine der größten Beckmann-Sammlungen der Welt zusammentrug.
Heute sind die Werke Max Beck- manns in großen Museen auf der ganzen Welt zu sehen, z. B. im Museo der Arte de Sao Paulo, im Museo Botero in Bogotà, in der National Gallery of Canada in Ottawa oder im National Museum of Modern Art in Tokyo. Das Museum Ost-
wall im Dortmunder U besitzt noch zwei weitere Gemälde des Künstlers sowie mehrere Grafiken, u. a. seinen bekannten Zyklus „Berliner Reise“ aus dem Jahr 1922.
Das „Selbstbildnis mit Zigarette“ ist noch bis zum 15. Januar 2023 in der aktuellen Sammlungspräsentation des Museums Ostwall „Body & Soul. Denken, Fühlen, Zähneputzen“ zu sehen.
Das Museum Ostwall ist das städti- sche Museum für moderne und zeit- genössische Kunst auf den Ebenen
4 und 5 des Dortmunder U. Die rund 7.000 Kunstwerke der MO_Samm-
SCHWERE
ZEITEN
ÜBERSTEHEN
MAX BECKMANNS „SELBST- BILDNIS MIT ZIGARETTE“ IM MUSEUM OSTWALL IM DORTMUNDER U
Von Dr. Nicole Grothe, Leiterin der Sammlung des Museums Ostwall im Dortmunder U
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Die politischen Dieses Bild zeigt ihn, vom Schicksal
Krisen der Gegenwart reichen inzwi- schen tief in unseren Alltag hinein: Der
Krieg in der Ukraine, die drohende Energiekrise, die Angst vor einer glo- balen Umweltkatastrophe oder die Sorge um die eigene finanzielle Zu- kunft prägen derzeit das Leben vieler Menschen, auch hier in Westeuropa. Warum sollten wir uns in so einer Situation mit Kunst beschäftigen,
wo es doch so viel Wichtigeres gibt? Weil ein Bild Trost spenden kann.
Der Künstler Max Beckmann, den
wir in diesem „Selbstbildnis mit Zigarette“ aus dem Jahr 1947 sehen, hat einiges durchgemacht: In den 1920er-Jahren feierte er große Erfol- ge als einer der wichtigsten Künstler Deutschlands. 1932 richtete ihm die Berliner Nationalgalerie sogar einen eigenen Beckmann-Saal ein. Mit der Machtübernahme der Nationalso- zialisten 1933 ging es für Beckmann jedoch schlagartig bergab: Er verlor seine Professur an der Frankfurter Städelschule; seine Bilder wurden aus den Museen entfernt und seine Kunst fortan als „entartet“ diffamiert. Viele Künstlerinnen und Künstler und Intellektuelle, vor allem aber deut- sche Jüdinnen und Juden versuchten in den 1930er-Jahren in die USA zu fliehen. Auch Beckmann beantragte 1939 ein Visum, das ihm jedoch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs verwehrt wurde. Er musste die Kriegsjahre im Exil in den Niederlan- den verbringen und durfte erst 1947 in die USA ausreisen.
Dieses Selbstporträt ist das erste, das nach Beckmanns Ankunft in St. Louis entstand. Beckmann hatte im Laufe seiner Karriere viele Selbstbild- nisse geschaffen; mal porträtierte er sich als Künstler an der Staffelei, mal als Clown, oft lässig im Smoking. Fast immer hält er dabei eine Zigarette
in der Hand oder im Mundwinkel.












































































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